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Robert Pinkerton

Dr. Robert Pinkerton, geboren um das Jahr 1780, besuchte als junger Mann das Predigerseminar in Edinburgh. Hier kam er in Kontakt zur Erweckungsbewegung, aus der u.a. die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft hervorging. Pinkerton, zunächst Missionar im Kaukasus, wirkte 1813 bei der Gründung der russischen Bibelgesellschaft in St. Petersburg mit. Im Sommer 1814 - auf einer neuen Reise nach Russland - sprach er in Rotterdam, Amsterdam, Elberfeld, Hannover, Berlin, Finsterwalde, Dresden und Breslau vor erweckten Kreisen und regte die Gründung von Gesellschaften zum Zweck der Bibelverbreitung an. Einen Satzungsentwurf hatte er im Gepäck - und ein Startkapital von 500 Pfund. Barmer und Elberfelder Bürger gründeten die Bergische Bibelgesellschaft.

Pinkerton wirkte als Bibelübersetzer in Russland und reiste im Auftrag der Britischen Bibelgesellschaft mehrfach durch Europa. 1830 wurde er Leiter einer Bibelagentur der Engländer in Frankfurt am Main und schickte Bibelkolporteure von Haus zu Haus. Im Ruhestand kehrte er 1857 nach England zurück. Er ist heute fast unbekannt, doch verdanken die Christen in Deutschland dem schottischen Prediger wesentliche Impulse zur Bibelverbreitung im eigenen Land.

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Erster Bibeldruck der Bergischen Bibelgesellschaft 1815

Mit einem Psalter in einer Auflage von 5000 Exemplaren beginnt 1815 die Geschichte eigener Bibeldrucke, der erst ein Jahr zuvor gegründeten Bibelgesellschaft.

Der Elberfelder Buchdrucker H. Büschler erhielt den Auftrag. Neue Testamente und Vollbibeln bezog man indes von der Britischen und Ausländischen Bibelgesell-schaft, bald auch von der Privilegierten Württembergischen Bibelanstalt.

1831 unterbreitete der Elberfelder Drucker Samuel Lucas der Bergischen Bibelgesellschaft das Angebot, 10.000 Kleinoctavbibeln auf eigene Rechnung zu drucken. Die Bibelgesellschaft sollte dafür ihren Bedarf an Bibeln mit und ohne Apokryphen vorläufig bei der Druckerei vor Ort decken.

In Format und Ausstattung erinnerte die mehrfach neu aufgelegte Lutherbibel an die erste Elberfelder Bibel aus dem Jahr 1702. Zu den „Apocrypha“ wird Luther zitiert. „Das sind Bücher, so der heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich und gut zu lesen sind.“

Eine schön gestaltete Folioausgabe, die manchen rheinischen Gemeinden als Altarbibel diente erschien 1846.

Aus den Grundgesetzen der Bergischen Bibelgesellschaft von 1826, Abschnitt IV. Hülfsvereine oder Zweig-Gesellschaften.

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Die Bergische Bibelgesellschaft und ihre "Hülfsvereine"

In den Dörfern und Städten des Bergischen Landes konnten sich zu Beginn des 19. Jh. viele arme Familien keine Bibel leisten. Auch in den Dorfschulen gab es keine Bibeln. Um die Menschen zu erreichen, regte die Satzung die Gründung von „Hülfsvereinen“ an. Diese sollten vor Ort sehen, wo es an Bibeln fehlt, Bibeln verteilen und Beiträge für die Bibelgesellschaft sammeln. Bereits 1815 entstanden Vereine in Solingen und Remscheid. Die Jahresberichte von 1857 und 1858 zählen rund 40 Orte in der Rheinprovinz und Westfalen auf, an denen die Bibelverbreitung aktiv und durch Spenden gefördert wurde.

„Die Väter waren bemüht, die Arbeit …  zu dezentralisieren, in möglichst vielen kleinen Orten kleine Brennpunkte der Bibelverbreitung zu schaffen.“

Bald schon engagierten sich die Vereine auch für die äußere und innere Mission.

Heute trägt das Ev. Bibelwerk im Rheinland mit Bibelausstellungen, der Ökumenischen Bibelwoche und besonderen Aktionen dazu bei, die Bibel vor Ort ins Gespräch zu bringen.

Mit Ihrer „Hülfe“ gelingt es „einen lebhaften Antheil an der Ausbreitung des Wortes Gottes zu nehmen.“

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"Da kommt Kleines zur Sprache, was Arbeit heißt, was die Bibel tut und an ihr getan wird, …"

In der alten reformierten Kirche und in der lutherischen Kirche am Kolk wurden 1816 und 1817 die ersten Jahresfeste der Bergischen Bibelgesellschaft gefeiert. Die Gottesdienste und Versammlungen fanden am Sonntagnachmittag statt und waren geprägt von Festpredigt und den Berichten aus der Arbeit. Zu den Predigern und Rednern zählten lutherische und reformierte Pfarrer aus dem Wuppertal und dem Bergischen Land, aber auch Gäste aus ganz Deutschland, unter ihnen Theodor Fliedner und Johann Christoph Blumhardt. Die Bibel als Gottes Wort an die Welt und an den einzelnen stand immer neu im Mittelpunkt.

„Die Bibel lesen heisst: Das Brot des Lebens Essen und das Wasser des Lebens Trinken.“[1]

Konkrete Beispiele zeigten wie in Deutschland und weltweit die Bibelverbreitung Fortschritte machte. Berichte der Bibelboten wurden vorgelesen, ebenso Briefe von Steinkopf oder Pinkerton.

Die gedruckten Jahresberichte, die von 1814 bis 1940 erschienen, sind bis heute eine unerschöpfliche Quelle für die Geschichte der Bibelgesellschaften.

Die Bilder zeigen die beiden Elberfelder Kirchen. © Zeitspurensuche.

Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid. ©Bildarchiv Foto Marburg

[1] Aus der Predigt zum Jahresfest 1903 zu Hebräer 4,12. Zum Ganzen Siehe: Hans Brückmann: Bibelverbreitung im Rheinland, Kap. 10.

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Bibeln für Eisenbahnarbeiter und auf Rheindampfschiffen

Für Konfirmandinnen und Konfirmanden aus armen Familien stellte die Bergische Bibelgesellschaft Bibeln bereit. Kirchengemeinden aus dem Bergischen Land, in Eifel und Hunsrück, an Rhein, Mosel und Saar bezogen ihre Bibeln aus dem Wuppertal. Seit den 1840er Jahren erhielten viele Brautpaare eine Bibel als Geschenk zu ihrer Trauung. Neben verschiedenen Ausgaben der Lutherbibel bot die Bibelgesellschaft die katholischen Übersetzungen der Bibel von van Eß, Wittmann und Goßner an, die Priester für ihre Gemeindeglieder kauften. Für die Bibelverbreitung an Schulen fand sich eine originelle biblische Begründung in der Eliageschichte: „Iß und trink; denn du hast einen großen Weg vor dir!“ (1. Kön. 19,7). Für ihren Lebensweg bräuchten sie das biblische Wort als Wegzehrung, sagte man und verteilte Bibeln, auch in Fabrikschulen. Auf Initiative von Theodor Fliedner kamen auch Gefängnisse in den Blick.

Als ab 1896 die Müngstener Brücke gebaut wurde und Scharen von Eisenbahnarbeitern ins Bergische Land zogen, schenkte man ihnen eine Bibel. Die Düsseldorfer Bibelgesellschaft sorgte dafür, dass auf den Rheindampfschiffen Bibeln für die Lektüre unterwegs ausgelegt wurden.

[1] Pfr. Georg Hafner zur Einleitung der Jahresberichte 1907.
[1] Aus der Predigt zum Jahresfest 1903 zu Hebräer 4,12. Zum Ganzen Siehe: Hans Brückmann: Bibelverbreitung im Rheinland, Kap. 10.

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Bibelboten im 19. Jahrhundert - Volksmissionare und Seelsorger

Gutmann trat 1825 als erster Bibelkolporteur in den Dienst der Bibelverbreitung im Rheinland.

Zwei Jahre später stellten Barmer Missionsgesellschaft und Bergische Bibelgesellschaft gemeinsam Christoph Oberdorsten als Bibelboten – wie der Dienst nun hieß -, an, um „das hiesige Missionsblatt und Bibeln in seiner heimatlichen Gegend und weiter zu verbreiten.“ Oberdorsten wanderte bis nach Hessen und berichtete in ausführlichen Briefen nach Elberfeld von Bibelgesprächen in vielen Häusern, Schulen und Gemeinden, aber auch von Konflikten.

„Die Schullehrer, die Prediger, die Schulzen, die Landräte erwiesen sich den Bibelboten fast überall sehr freundlich, oder doch wenigstens nicht feindlich.“

Nach Einschätzung Robert Pinkertons waren um 1855 mehr als 100 Bibelboten in deut-schen Landen unterwegs. Ihr Dienst wurde von kirchlichen und weltlichen Behörden zunehmend reglementiert und auf den Bibelverkauf begrenzt. Karl Gondrom richtete in Kurorten wie Bad Ems auf der Promenade Bibelverkaufsstellen ein und hielt Bibelstunden. Doch bald ging er auch an die „Hecken und Zäune“, zu Bau- und Bergarbeitern und Auswanderern auf Bahnhöfe und in Häfen. Noch bis 1933 konnte Emil Simon als Bote in Sachen Bibel wirken.

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Gustav Diederich - 59 Jahre im Dienst der Bergischen Bibelgesellschaft

Als 24 Jähriger übernahm der gelernte Buchhändler Gustav Diederich 1888 die Geschäftsführung im Bibelhaus an der Morianstraße. Er erweiterte das Angebot lieferbarer Bibelausgaben, gab Preisverzeichnisse heraus und begann den Buchhandel im Rheinland und in Westfalen von Elberfeld aus zu beliefern. Die Zahl der verkauften und verschenkten Bibeln stieg stetig an. Im Jahr 1906 erreichte sie die Summe von 151.558 verbreiteten Bibel-ausgaben. Noch viel mehr Neue Testamente, Evangelien und Psalmen wurden während des 1. Weltkriegs verteilt. Diederichs und viele seiner Kollegen in den Bibelgesellschaften verstanden die Bibelverbreitung im Sinne des Gleichnisses vom vierfachen Ackerfeld als „gesegnete Aussaat“ und leider auch im nationalen Sinne als „vaterländischen Hilfsdienst“. Mit dem Eingeständnis „Unser Volk war zu sehr von seiner Tüchtigkeit überzeugt …“ begann der Jahresbericht 1918. Wechselvolle Jahre mit Inflation, Wirtschaftskrise, NS-Herrschaft folgten. 1935 ging Diederichs in den Ruhestand und begleitete die Arbeit nun als Vorstandsmitglied. Nach der Zerstörung des Bibelhauses im Juni 1943, bei der sein Nachfolger ums Leben kam, übernahm er noch einmal für zwei Jahre die Führung der Geschäfte von seiner Wohnung aus.

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Bibelpartner in der Gemeinde

Die Idee kam vom Weltbund der Bibelgesellschaften: Volunteers, Freiwillige, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gemeinde organisieren Büchertische, gestalten Ausstellungen, wirken mit bei Bibelwochen, geben Auskunft zu neuen Übersetzungen und Bibelausgaben und informieren über die Arbeit der Bibelgesell-schaften im eigenen Land und weltweit.

„… ehrenamtlich engagiert rund um die Bibel“

Pastor Johannes Fries begann im Rheinland 1988 mit dem Aufbau der Bibelpartnerarbeit, in der bald mehr als hundert Menschen ihre Freude an der Bibel kreativ mit vielen anderen teilten. Regelmäßige Treffen führten die Ehrenamtlichen bis 2005 zu anregenden Fortbildungen und zum Erfahrungsaustausch zusammen. Der Rundbrief „Kontakte“ berichtete von der Arbeit in den Gemeinden. Eine „Grundausstattung“ an Bibeln und Literatur zur Bibel und ein Handbuch unterstützten das Engagement der Bibelpartner/innen. Der Kirchentag im Ruhrgebiet und die „Jahre mit der Bibel“ 1992 und 2003 trugen viele Früchte.

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Mann der ersten Stunde - Robert Steiner, Vorsitzender der Bergischen Bibelgesellschaft 1947 bis 1968

Am 12. Februar 1947 übernahm Robert Steiner, damals seit zehn Jahren Pfarrer der reformierten Gemeinde Barmen-Gemarke, den Vorsitz der Berg. Bibelgesellschaft, auf den Tag 21 Jahre später gab er ihn ab. Unter seiner Leitung und Mitarbeit hatte sich die bibelgesellschaftliche Arbeit im Rheinland, in Deutschland und weltweit nach dem Neuanfang grundlegend gewandelt.

„Wir durften uns nicht mehr damit begnügen, nur die Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland mit billigen Bibeln zu versorgen, wir hatten vielmehr einen missionarischen Dienst für alle Menschen in der Welt zu tun, die das Wort Gottes noch nicht oder nur unzulänglich haben …“

Robert Steiner setzte sich für die Aufgabe der Bibelübersetzung durch den Weltbund der Bibelgesellschaften wie in Kooperation mit der Rheinischen Mission ein. Er kannte die Zahlen der weltweiten Bibelverbreitung und berichtete davon in Vorträgen und im Jahrbuch „Die Bibel in der Welt“, das er als Vorsitzender des Verbandes der ev. Bibel-gesellschaften in Deutschland herausgab. 1964 gestaltete er das 150jährige Jubiläum der BBG mit. 1965 freute er sich über die EKD Synode zu dem Thema: „Wort Gottes und Heilige Schrift“, welche die Förderung der weltweiten Bibelverbreitung beschloss.

Jubiläumsperspektiven

Im Vorwort zur Festschrift 1814-1914 schrieb Gustav Diederich in uns heute ein wenig pathetisch anmutendem Stil : „Hundert Jahre Bibelgesellschaft – das sind hundert Jahre geistlicher Sämannsarbeit in Hoffnung und Geduld, in Freude über guten Eingang, in Betrübnis über schroffe Abweisung, in Bitten und Flehen zu dem Herrn des Worts, daß er zum Säen viel Wachstum und Gedeihen gebe.“

Das 125jährige Bestehen 1939 prägen die Auseinandersetzungen im Kirchenkampf, so sehr sich die Gesellschaft auch bemühte sich „neutral“ zu verhalten und sich ganz auf die eigene Sache zu konzentrieren. Nur Generalsuperintendent Ernst Stoltenhoff forderte in den Auseinandersetzungen der Zeit ein klares Bekenntnis zur Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments.

Im Jubiläumsjahr 1964 weitete sich der Horizont: Die Aufgabe der weltweiten Übersetzung und Verbreitung kam in den Blick. Und das bibelmissionarische Ziel, nicht nur Bibeln zu verbreiten, sondern Menschen zu ihrem Verständnis zu helfen.

Mit einem Bibeltag, einer großen Ausstellung und vielen Besuchergruppen im Bibelzentrum in der Rudolfstraße 135 feierte das Ev. Bibelwerk 1989 „175 Jahre Bibelverbreitung im Rheinland“.

Aus Anlass des 200jährigen Jubiläums im Jahr 2014 tagte die Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft in Wuppertal. Im Rahmen eines Jubiläumsabends trugen eine Schauspielerin und ein Schauspieler Texte zur 200jährigen Geschichte vor. Ein Bibeltag im Missionshaus der VEM zeigte viele Facetten zur Arbeit mit der Bibel auf. In Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten in Wuppertal lud das Ev. Bibelwerk in die Ausstellung „Frucht bringen – Bibel und Botanik“ ein.